Corona, Hope Street, Campino auf Lesereise, Merseybeat, 40 Jahre Die Tote Hosen
Die für den Sommer 2020 angesetzte „Alles ohne Strom“-Tour, bei der die Toten Hosen ihre Akustikstücke präsentieren wollten, musste aufgrund der Corona-Pandemie schweren Herzens abgesagt werden. Dem kurzerhand um seine Hauptbeschäftigung gebrachten Sänger der Toten Hosen wird trotzdem nicht langweilig: Im August erscheint zu Wim Wenders 75. Geburtstag der Dokumentarfilm „Wim Wenders, Desperado“, bei dem Campino gemeinsam mit Eric Friedler Regie geführt hat. Außerdem nutzt er den Lockdown, um sein erstes Buch zu schreiben, ein Plan, den er schon lange gehegt hatte. Im Oktober 2020 veröffentlicht er „Hope Street. Wie ich einmal englischer Meister wurde“ und erreicht auf Anhieb Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. In „Hope Street“ verwebt Campino die Liebe zum FC Liverpool mit seiner deutsch-englischen Familiengeschichte in all ihrer Widersprüchlichkeit und erzählt ganz nebenbei über das Leben in der Bundesrepublik von der Nachkriegszeit bis heute.
Von der Recherche über Liverpool inspiriert, schlägt Campino seiner Band vor, auf den Spuren des Mersey Beat zu wandeln, von den Beatles bis zu Gerry And The Pacemakers. Die Proben lösen eine solche Begeisterung aus, dass die Hosen spontan beschließen, ein Album aufzunehmen: „Learing English Lesson 3: MERSEY BEAT! The Sound of Liverpool“. Um klarzustellen, dass es sich nicht um ein reguläres DTH-Album handelt, wird es streng limitiert. Es erscheint zeitgleich mit dem neuen AC/DC-Album „Power Up“ und muss sich dennoch in den Charts nur den Australiern geschlagen geben.
2022 steht ganz im Zeichen eines großes Jubiläums: 40 Jahre Tote Hosen! Dies wird mit dem lang ersehnten Live-Comeback gefeiert. Ab Juni geht es auf große Stadiontournee, die vielen Beobachtern als eine der besten der Bandgeschichte gilt. Das Motto dieses rauschenden Geburtstagsfests mit 19 Konzerten vor rekordverdächtigen 650.000 Zuschauern lautet „Alles aus Liebe – 40 Jahre Die Toten Hosen“. Eine gleichnamige Werkschau mit sieben neuen Stücken erscheint bereits im Mai und schafft als zwölftes Hosen-Album den Sprung an die Spitze der deutschen Charts. Damit werden die Toten Hosen zur Band mit den meisten Nummer-1-Alben in Deutschland. Die erste Auskopplung „Scheiß Wessis“ sorgt nicht zuletzt deshalb für Furore, weil es sich dabei um eine Doppel-Single handelt, deren „Scheiss Ossis“-Konterpart von Band-Freund Marteria kommt. Auch Lieder wie „Alle sagen das“ und „112“ entwickeln sich bei den Jubiläumskonzerten schnell zu Publikumslieblingen. Parallel dazu erscheint der SWR-Dokumentarfilm „Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin“, der an die DDR-Geheimkonzerte der Hosen in den Achtzigern erinnert. Doch es gibt 2022 noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: Das erste Konzert der Toten Hosen in Argentinien jährt sich zum dreißigsten Mal. Ehrensache, dass die Band das überaus ereignisreiche Jahr mit einigen Konzerten in Buenos Aires und Tandil ausklingen lässt. Vorbei ist die Party damit noch lange nicht: Die offizielle Afterhour-Sause wird im kommenden Jahr bei Rock am Ring und Rock im Park stattfinden – die beiden einzigen großen Konzerte, die die Toten Hosen 2023 in Deutschland spielen werden. Vorfreude!
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