*24. Juli 1962 in Essen
Andi, eigentlich Andreas Meurer, ist der Bassist der Gruppe. Die Toten Hosen waren seine erste eigene Band. Er lernte Campino noch zu Schulzeiten kennen, weil er wie dieser in Mettmann aufwuchs, einem kleinen Vorort von Düsseldorf. Für sie war es ein Glücksfall, dass der dortige Ratinger Hof zum Mekka der deutschen Punk-Szene wurde — nicht nur als Auftrittsort für viele deutsche und englische Bands, sondern auch als Treffpunkt für Gleichgesinnte.
Ein Jahr als Austauschschüler in Los Angeles brachte Andi den Einblick in eine weitere legendäre Punk-Szene, in der Bands wie die Germs, Social Distortion oder Black Flag eine bedeutende Rolle spielten.
Zurück in Deutschland ging er wieder als Roadie und Fotograf von ZK mit auf Tour, der ersten Band von Campino und Kuddel, dann wurde er zum Gründungsmitglied der Hosen.
Auf der Bühne nutzte er zunächst nur zwei Saiten seiner Bass-Gitarre, „weil die anderen störten“, bis 1995 waren es dann immerhin schon drei.
Inzwischen weiß er zum Glück, wie man auch mit vier Saiten bestens zurecht kommt!
Würde es die Hosen nicht mehr geben, wäre er heute vielleicht Fotograf. Mindestens genauso wichtig wie seine Lieblingskomponisten sind ihm seine Lieblingskünstler Jean-Michel Basquiat, Andreas Gursky oder Imi Knoebel. Auf Tour hängt er schon mal die Bilder in den Hotelzimmern ab und ersetzt sie durch bessere, und er schaut in jeder Stadt als Erstes nach, ob es dort gerade eine interessante Ausstellung gibt.
In der Band ist er nicht zuletzt deshalb für die Optik zuständig. Ihn interessiert einfach, wie ein Cover aussieht oder welches Video gedreht wird und — zusammen mit Breiti — überlegt er auch, wie man die Bühne passend gestalten kann.
Fragen an Andi
Was war anders bei den Aufnahmen zu „Laune der Natur“ als bei Euren früheren Plattenproduktionen?
Die Herangehensweise war vom Grundsatz ähnlich wie bei „Ballast der Republik“. Jeder von uns hat zu Hause eigene Ideen entwickelt, wir haben uns im Proberaum getroffen, und auch diesmal sind wir mehrere Male nach Senden gefahren, um im Studio von Vincent Sorg an neuen Stücken zu arbeiten. Für das neue Album haben wir deutlich mehr Songideen, aufgenommen — auch wenn natürlich hinterher nicht alle auf der Platte gelandet sind. In der Zeit sind zwei unserer engsten Wegbegleiter und Freunde gestorben: unser Manager Jochen Hülder und unser alter Schlagzeuger Wölli. Das ist der Grund, warum es auf „Laune der Natur“ ein Lied gibt, in dem es um Jochens Tod geht, und eines, für das wir nochmal mit Wölli musiziert haben. Von seinem sehr schönen Stück „Kein Grund zur Traurigkeit“ haben wir die Gesangsspur genommen, dazu im Studio die Musik neu eingespielt und Campino hat dann sozusagen mit Wölli gesungen. Grundsätzlich fängt man bei jeder Platte von vorne an. Wir haben alles, was mit „Ballast der Republik" passiert ist, bewusst ausgeblendet und einfach wieder versucht, das Bestmögliche zu erreichen.
Wenn Du zurückdenkst an die vergangenen Monate, was war der schönste Moment mit der Band?
Ganz konkret machen mir gerade die Wohnzimmerkonzerte großen Spaß. Ich spiele einfach gerne live — und die Magical Mystery Tour ist noch einmal eine besondere Form des Live-Spielens.
Wir haben dort — anders als bei großen Konzerten — die Möglichkeit, vorher und nachher intensiv mit den Leuten zu sprechen und zu feiern.
Und jede einzelne Station hatte ihre eigenen Höhepunkte, egal ob in Darmstadt, Geilenkirchen oder Posen.
Es gab aber auch bei der Produktion der neuen Platte viele herausragende Erlebnisse. Dass wir für die „Learning English Lesson 2“ zwei Wochen in London im Studio waren und unsere alten Helden vorbei gekommen sind, war sicher ein Highlight.
Für mich ist es auch immer ein ganz besonderer Moment, wenn die Platte fertig ist und man sie zum ersten Mal am Stück durchhört.
Welcher Song von der „Learning English — Lesson 2“ war für Dich persönlich am wichtigsten?
Die waren natürlich alle absolut wichtig, aber „California Über Alles“ ist für mich ein ganz besonderes Stück. Ich habe die Dead Kennedys in Amerika ziemlich früh gesehen. Es war beeindruckend, was für eine Power von der Bühne rüberkam. Jello Biafra war schon damals ein charismatischer Frontmann, der einfach etwas zu sagen hatte. Und man nimmt ihm bis heute ab, dass er das alles so meint. Es war bei ihm nicht von Anfang an klar, ob er es hinbekommen würde, bei der Platte mitzumachen, und es war dann umso schöner, als es wirklich geklappt hat.
Mich hat beeindruckt, wie er sich in die Aufnahmen reingekniet hat und wie viele Versuche er gemacht hat, bis er mit seinem Gesang zufrieden war. Er hat übrigens alles komplett im Dunkeln aufgenommen — das habe ich so auch noch nicht gesehen.